1800 - 2000 m s. m., caespitose crescens in rupibus arduis, 3. 2. 2003, leg. Ulrich Lautner und Manfred Kretz s. n. = R. Ehlers EM 030202 (Holotypus: MEXU, Isotypus WU).
Blätter zahlreich, 3 - 5 cm lang, ledrig, grau, beiderseits dicht grau-weiss pruinös lepidot, abaxial dicht filzig, die Ränder dicht mit großen asymetrischen Trichomen besetzt.
Scheiden 8 - 10 mm lang, 7 -8 mm breit, oval, sehr deutlich von den Spreiten
abgesetzt, bis auf die 4 -5 mm fast kahle Basis dicht grau lepidot.
Spreite direkt über der Scheide nur 2 -3 mm breit, 2,5 - 4 cm lang, schmal triangular zugespitzt, adaxial dicht grob grau lepidot, abaxial pruinös lepidot, die Ränder mit großen, wimprigen, asymetrischen Trichomen versehen, stark nach innen gebogen und eine dicht einseitswendige Rosette bildend.
Infloreszenzschaft kürzer als die Blattrosette, 1 - 1,5 cm lang, schlank, 2- 3 mm im Durchmesser, von wenigen lepidoten, den inneren Rosettenblättern ähnlichen Schaftbrakteen imbrikat verdeckt und in der Rosette verborgen. Die obersten sehr dicht polystich um die Ährenbasis angeordnet, rosa, den Blütenbrakteen ähnlich
Infloreszenz die Rosette meist etwas überragend, aufrecht, eine complanate einfache Ähre, selten mit einer kleineren Seitenähre versehen, 2 - 3,5 cm lang, 9 - 11 mm breit, schmal-elliptisch zugespitzt, rosa lepidot, aus 5 - 7 sitzenden, duftlosen Blüten und l - 2 sterilen Brakteen an der Basis zusammengesetzt,. Rhachis dünn, fast gerade, grün, vierkantig, kahl, nicht sichtbar.
Blütenbrakteen imbrikat, aufrecht, die Rhachis zu Zt. der Anthese nicht sichtbar, 15 - 17 mm lang, 6- 7 mm breit, die Sepalen wenig überragend oder so lang wie diese, elliptisch acuminat, dünnhäutig, die Spitze gekielt, adaxial kahl, etwas genervt, abaxial an der Basis grünlich dann intensiv rosa, dicht fein grau lepidot.
Sepalen 14 - 15 mm lang, 3 - 4 mm breit, schmal-elliptisch acut, dünnhäutig, kahl,, die hinteren gekielt und ca. 1 mm hoch verwachsen.
Petalen 1,4 - 1,5 cm lang, 3 mm, die Blütenbrakteen nur um 1 - 2 mm überragend, 4,5 - 5 mm breit, smaragd-grün, Basis weiß und sich nur auf 4 mm verschmälernd, elongat, die obtusen Spitzen aufrecht oder ganz wenig nach außen geschlagen.
Staubgefäße in die Blüte eingeschlossen, Staubfäden 9 mm lang, (alle gleich lang,)
sehr dünn bandförmig flach, weiß, Staubbeutel 2,2 - 2,5 mm lang, 0,5 mm breit , linear zugespitzt, an der Basis befestigt, gelbgrün, Pollen zitronengelb. Stylus kürzer als die Blütenröhre, 5 . 6 mm lang, im oberen Teil grün, dann gelblich, Stigma winzig, nur wenig breiter als der Stylus, Loben smaragdgrün, aufrecht. Ovarium 2mm hoch, 1 mm breit, eiförmig, grünlich.
Heimat und Verbreitung: außer vom Typstandort ist die Pflanze bis jetzt nicht bekannt. Bei den beiden ersten Aufsammlungen gingen wir davon aus, dass es sich um eine Miniform von T. plumosa Baker mit secunden Blättern handeln würde. Am gleichen Standort in den Felsen von San Mateo Penasco gibt es nämlich auch eine Miniform von T. plumosa Baker, die ebenfalls in Gruppen wächst. So gingen wir davon aus, dass die etwas höher wachsenden Pflanzen ebenfalls zu T. plumosa gehören, dass es sich nur um eine Form mit secunden Blättern handle. Erst im Jahre 2003 als wir blühende Exemplare fanden, stellten wir fest, dass es sich um eine neue Art handelt.
Die Pflanze gehört in den Formenkreis um T. plumosa Baker.
Von dieser unterscheidet sie sich durch die folgenden Charaktere:
Pflanze kleiner, eine dicht einseitswendige Rosette mit kürzeren, mit stärker asymetrischen groberen Trichomen besetzt. Infloreszenz nicht bipinnat sondern fast immer ein einfaches bis 35 mm langes schmal-elliptisches Schwert. Sepalen nicht lepidot, Petalen kleiner, die Blütenbrakteen nur wenig überragend.
Bericht Jürgen Lautner
In Heft 3 von 1996 der Bromelie hatte ich vermutet oder mich darauf festgelegt, es mit einer neuen Krallenform einer bekannten Tillandsia zu tun zu haben.
Dieses möchte ich jetzt mit Renate Ehlers fachkundiger Hilfe revidieren und sie als neue Art beschreiben.
Auf unserer Reise im Jahr 2002 hatten wir auch den Standort besucht, aber leider keine Pflanzen erreichen können. Am 3. Februar 2003 hatten wir endlich das Glück, die bereits am 19.02.1996 von uns mit Freund Erwin Leonhardts Adleraugen gefundene, sogenannte T. plumosa Kralle endlich einmal voll ausgefärbt in Blüte zu sehen. Tatsächlich hatten einige der von uns in diesem Jahr unter vollem Körpereinsatz und nicht ohne Lebensgefahr von meinem Bruder Uli und unserem Freund Manfred Kretz gesammelten Tillandsien Blütenansätze gezeigt, die dann nach unserer Rückkehr nach Deutschland auch aufblühten.
Auf unserer diesjährigen Mexikotour hatten wir , Brunhilde Janke, Renate Ehlers und ich auch schon die Hoffnung aufgegeben, und schon wieder im Schatten unseres VW Busses Schutz gesucht, als nach langer Zeit Uli und Manfred wieder mit langen Gesichtern zum Auto kamen und erkennen ließen, auch sie hatten kein Glück.
Aber umso größer war die Überraschung, als sie aus ihren Leinenbeuteln wunderbare Tillandsienschätze vor unseren Augen ausbreiteten, selbst die liebe, arme Renate,
die seit Stunden unter schrecklichen "Gallenkoliken" litt, wurde auf einmal putzmunter und fast geheilt. Groß war unsere Freude und mit Erstaunen hörten wir den beiden wagemutigen Glückspilzen zu, wie sie doch noch Erfolg hatten und berichteten, dass die Pflanzen eigentlich nur von Bergsteigern gesammelt werden könnten.
Schon am Standort der T. penascoensis beschlossen wir, sie nach ihrem Fundort zu nennen, besonders Renate überzeugte uns dass es eine neue Art sei, denn die beginnende Infloreszenz ließ schon erkennen, dass es keine Tillandsia plumosa ist .
Von den 1996 gesammelten Pflanzen hatte zwar eine Pflanze in meiner Sammlung geblüht, ließ aber wegen schlechter Ausfärbung keine Beschreibung zu, die meisten Pflanzen in verschiedenen Sammlungen waren außerdem gestorben.
Die Pflanzen sind in der Kultur nicht einfach zu halten, mögen vor allem keine Regentage und haben ähnliche Kulturansprüche wie die T. atroviridipetala aus der Tonalaschlucht, d.h. im Freien nur mit Regenschutz und im Winter a. b. im Kakteenhaus bei 10 - 12 ° C.
Ich danke nochmals den beiden Nachsammlern Ulrich Lautner und Manfred Kretz ganz herzlich im Namen von Renate und mir.
Im Juni 2003
Jürgen Lautner, Gerstengrundhöhe 5, 37124 Rosdorf
Literatur:
Smith, L. B. & Downs, R. J.,Tillandsioideae (Bromeliaceae) in FLORA NEOTROPICA, Monograph 14, part 2 Hafner Press, New York, 1989.
Gardner, C. S.: A Systematic Study of Tillansia subgenus Tillandsia, University Microfilms Int., Ann Arbor, 1982
Rauh, W.: Bromelien: Tillandsien u.a. kulturwürdige Bromelien, 3. Ed. Stuttgart, E. Ulmer 1990
Herrn Dr. Walter Till, Botanisches Institut der Universität Wien unseren herzlichsten Dank für seine Beratung und die Erstellunger lateinischen Differentialdignose.