Andreas Hofacker in Die Brom 3: 83-4. 1998
Inmitten des brasilianischen Bundestaates Bahia liegt der 1520 km ² groBe Nationalpark Chapada Diamantina. Aus einer hugeligen Landschaft erheben sich plotzlich ab einer Hohe von ca. 800 m steile, schroffe, teilweise bizarre, hauptsachlich aus einem dunklen Sandsteinkonglomerat bestehende Felsformationen. Hochste Erhebung ist der Pico das Almas mit 1850 m. Die gesamte Chapada Diamantina ist ein botanisches Juwel erster Gute, daruber hinaus aber auch als Wandergebiet geschatzt.
Im August 1992 haben wir, auf der Suche nach einer seltenen, damals noch unbeschriebenen Kakteenart (Floribunda bahiensis Braun & Esteves), die Chapada Diamantina fur einige Tage bereist.
Gleich zu Anfang sind wir nur durch Zufall auf eine Bromelie gestoBen, welche wir anfanglich fur eine Species der Gattung Cryptanthus Otto & Dieterich gehalten haben. Zunachst sind uns die Pf1anzen gar nicht aufgefa1len. Dann aber war aus einiger Entfernung aus dem dunklen, teilweise fast schwarzen Gestein ein leuchtend rotweiBer Fleck auszumachen. Es hat sich dann herausgestellt, daB es sich bei diesen Pflanzen um Orthophytum albopictum Philcox handelt. Im folgenden mochte ich diese 1977 entdeckte und 1985 beschriebene Art den Lesern kurz vorstellen (Philcox 1985).
Die Erstbeschreibung lautet:
Stammlose lithophytische Pflanze. Zahlreiche Blatter, bis etwa 12 cm lang, 1-1,5 cm breit, in einer dichten Rosette, Blatt schmal dreieckig, locker gezackt; die auBeren Blatter sind oben grun und glatt, auBer dem unteren Zehntel bis Sechstel, und zum Ansatz hin kraftig mattweiB und schuppig; die inneren Blatter werden zur Blutezeit hin oben hellrot, wobei der Bereich zum Ansatz hin leuchtend weiB und schuppig wird, die Blatter, die sich am nachsten am Blutenstand befinden, werden vollstandig leuchtend weiB und schuppig; unten sind alle Blatter tiefweiB und schuppig. Infloreszenz in das Zentrum der Rosette eingesenkt; Infloreszenzbracteen in die inneren Blatter ubergehend und diesen ahnlich. Bluten festgewachsen. Blutenbracteen ca. 18 mm lang, 11mm breit, oval-lanzettformig bis breit oval-lanzettformig, Spitze scharf, fest eingerollt, einen spinnenartigen AbschluB bildend, ganz bis geringfugig ausgebeult, gekielt, blaB grun. Sepalen 15-16 mm lang, 4,5-5 mm breit, oval lanzettlich, spitz, gekerbt, leicht zygomorph, flach gekielt. Petalen ca. 18 mm lang, weiB. StaubgefaBe mit gelben Antheren, aus dem Schlund vortretend.
Nachst verwandt sind die ebenfalls in Bahia vorkommenden Orthophytum burle-marxii L. B. Smith & R. W. Read und Orthophytum navioides (L. B. Smith) L.B. Smith, moglicherweise auch Orthophytum amoenum (Ule) L. B. Smith.
Ausschlaggebend fur die Benennung war die wahrend der Blute weiBe Farbung der Basis der Blatter (albopictum = weiB bemalt). Dies unterscheidet Orthophytum albopictum u. a. auch von den vorgenannten Arten.
Die Pflanzen wachsen in relativ humosen Felsspalten, meist voll der Sonne ausgesetzt. AuBerhalb der Blutezeit sind die Blatter, ahnlich wie z.B. bei der Gattung Aechmea Ruiz & Pav., mehr zusammengeklappt. Erst mit der Blute bildet sich die bis zu 35 cm ausladende Rosette. Die Pflanzen benotigen hierfur 6-8 Wochen. Die Bluhphase zieht sich dann uber 2-3 Wochen hin. Nach weiteren 2-3 Wochen ist die Rot- und WeiBfarbung der Blatter nahezu vollkommen wieder verschwunden.
Besondere Kulturanspruche stellt Orthophytum albopictum nicht. Nur sollte man beachten, daB die Chapada Diamantina von zahlreichen Wasserlaufen, Bachen und Rinnsalen durchzogen und so relativ feucht ist. Demzufolge sollte ein relativ humoses, aber gut durchlassiges Substrat verwendet werden. Die Pflanzen verlangen eine sonnige, aber nicht zu heiBe Aufstellung, da sie in Hohen um 1.000 m vorkommen. Daher werden im Winter auch relativ niedrige Temperaturen (von unter 10º C) vertragen. Bislang ist Orthophytum albopictum bei mir zweimal zur Blute gelangt. Die Blutezeit fiel allerdings stets in die Wintermonate (Dezember/Januar), so daB die Temperaturen im Gewachshaus nicht allzu hoch ( 12 º- 15 ° C) waren. Fruchte wurden nicht ausgebildet.
Ob dies mit einer moglichen Selbststerilitat oder den kuhlen Temperaturen zusammenhangt, vermag ich gegenwartig nicht zu beurteilen.
Nach der Blute stirbt die Mutterpflanze ab, bildet aber 2-3 Kindel aus, so daB eine wenn auch langsame - Vermehrung auf diese Art und Weise moglich ist.
Literatur:
Philcox, David 1985: Orthophytum albopictum, The Kew Magazine 2: 354-357.
Andreas Hofacker
Neuweiler StraBe 8/1, D- 71032 Boblingen —SeeDie Bromelie
by Andreas Hofacker in Bie Brom 3: 83-4. 1998
Amid the Brazilian state Bahia lies the 1520 km ² large National Park Chapada Diamantina. From this large landscape a 800 m high steep crag, partly bizarre, dark sandstone-conglomerate rock-formation rises suddenly. The high summit is the Pico das Almas at 1850 m. The entire Chapada Diamantina is a botanical treasure trove, besides being a traveller's paradise.
In August 1992, we were in search after a rare, still have undescribed cactus at that time, (Floribunda bahiensis Braun & Esteves), that kept us in Chapada Diamantina for some days.
Immediately at the start, we are only through coincidence on a bromeliad search for a species of Cryptanthus Otto & Dieterich. Above all not all of us were after striking looking plants. Then together we saw shining reddish white flecks in the distance in some dark, almost black rock. It has turned out to be Orthophytum albopictum Philcox. I had discovered these in 1977 and in 1985 the species was described ( Philcox 1985).
Nearest relative existing in Bahia is Orthophytum burle-marxii L. B. Smith & R. W. Read and Orthophytum navioides (L. B. Smith) L.B. Smith, and perhaps also Orthophytum amoenum (Ule) L. B. Smith.
Crucially for the naming was the white colour at the base of the leaf ( albopictum = white painted). This distinguishes Orthophytum albopictum from the aforementioned types.
The plants grow in relatively humid crevices, usually in the full sun.Outside the flowering period the leaves are similar to, for example the genus Aechmea Ruiz & Pav., but more clamped together. Only with flowering do you get a 35cm diam rosette. The plants are like this for 6-8 weeks. The flowering phase is over 2-3 weeks then after a further 2-3 weeks, the red and white colour of the leaf has virtually vanished again.
Special culture is not necessary for Orthophytum albopictum. Only you should remember that the Chapada Diamantina has numerous creeks and rivulets and so is relatively moist. Therefore, you should consider the relative humidity and use porous substrate. The plants require a sunny, but not too hot installation, since they occur in high areas about 1.000 m. Therefore, also relatively low temperatures (from under 10º C) are tolerated in the winter. Up to now, Orthophytum albopictum has bloomed for me twice. Flowering at the time however, always fell in the winter-months (December/January), according to the temperature in the glasshouse not at all too high,( 12 º - 15 ° C). Seed was not set.
Whether this was caused by being possibly self-sterile or the cool temperatures, I am not able to judge at present.
After flowering the mother-plant, produces 2-3 offsets however, and we can increase the numbers even if slow.
Literature:
Philcox, David 1985: Orthophytum albopictum, The Kew magazine 2: 354-357. —SeeDie Bromelie