Tillandsia ehrenbergii (K. Koch) Klotzsch ex Mez -An ancient case of mistaken identity
by Sue Gardner in J Brom Soc 32(1): 17. 1982
Tillandsia subgenus Tillandsia is the taxon which contains many of the Mexican tillandsias and is distinguished from the other subgenera by having petals that are rolled into a tube and stamens that are longer than the petals. It was recently discovered that two species classified in the subgenus by Dr. Lyman Smith in his monograph of the Tillandsioideae are actually more closely related to some species which are classified in the subgenus Allardtia. Tillandsia ehrenbergii was described by Koch more than 100 years ago from a specimen collected in Mexico by Ehrenberg. J.G. Baker in his Handbook of the Bromeliqceae published in 1889, Mez in his 1934 monograph in Engler's Das Pftanzenreich and later followed by Lyman Smith in his treatment of Tillandsia, describe the flowers of this species as having yellow petals and exserted stamens. I have examined the TYPE specimen, (that specimen collected by Ehrenberg on which the species is based) and compared it to specimens which we collected in the mountains of central Mexico. The specimens match but the description of the flower doesn't. The plants which we flowered in January, 1980 have small green petals and deeply included stamens. These flowers are very similar to the flowers of T. plumosa Baker and T. ignesiae Mez of the subgenus Allardtia. The latter of these species is illustrated here for
comparison.
It appears that sometime after the species was described, the description was amended (often done by subsequent workers who find new information about a
species). The addition of the description of the flower could have possibly resulted from someone mistaking T. schiedeana Steudel for T. ehrenbergii. Tillandsia
schiedeana has flowers which fit the description, and since yellow petals are not common among tillandsias, and the plant forms of the two species are at least
superficially similar, this seems the most logical explanation for the discrepancy between the description and the actual flowers. This "error" has caused this species
to be associated by Baker, Mez and finally Dr. Smith with species to which it is probably not very closely related. Tillandsia lepidosepala L. B. Smith which also has
flowers similar to T. ehrenbergii was placed in the subgenus Tillandsia without knowledge of the floral characteristics, based on its similarity to T. ehrenbergii with
which it had been confused. Other Mexican species which have similar flowers and which together with the four previously mentioned may make up a closely related
group, are T. mauryana L.B. Smith and T. atroviridipetala Matuda.
What is Tillandsia ehrenbergii? by Walter Till in Die Brom 3:39-41. 1986
Wohl viele Leser dieser Zeitschrift kennen pflanzen unter diesem Namen oder kultivieren sie vielleicht selbst im eigenen Gewachshaus. Allgemein versteht man darunter kleine, silbrig weiss und sparrig beschuppte Pflanzen mit einer kurzen schwertformigen Infloreszenz, die auf einem deutlichen Schaft sitzt, wie dieser rosa gefarbt ist und die grune Bluten mit verborgenen Staubblattern besitzt. Abbildungen davon bringen SMITH & DOWNS (1977) p. 1017, fig. 322 c, d, RAUH (1981) Abb. 97; GARDNER (1982) p. 18 unten und GARDNER (1983) p. 255, fig.126 A-O.
Warum nun die im Titel gestellte Frage? Die folgenden Ausfuhrungen sollen die Entstehung dieses Namens und sein Weiterleben in der Literatur beleuchten und seine nomenklatorische problematik aufzeigen.
Der deutsche Botaniker Karl KOCH (1874) beschrieb als Erster eine Pflanze gultig nach dem Kaufmann Karl Ehrenberg, die wir heute unter Tillandsia einreihen wurden. Er gab ihr den Namen Platystachys Ehrenbergii C. KOCH. Die Gattung Platystachys hatte er schon zuvor (KOCH, 1855) beschrieben, als einzige Art aber nur Pl. Coyanea C. KOCH et SELLO angefuhrt (heute zu Tillandsia guatemalensis L. B. SMITH gestellt). BEER (1856) stellt bereits 16 bekannte Arten in die neue Gattung Kochs, eine beschreibt er selbst neu. Keine davon ist jedoch die spatere Pl. ehrenbergii. Klotzsch hatte bereits vor Beer eine von Ehrenberg in Mexico gesammelte Pflanze mit diesem Epitheton auf dem Herbaretikett gekennzeichnet, aber nicht beschrieben. BEER (1856) vermerkt dies in
seinem Repertorium am Ende des Buches, bringt aber nur “Tillandsia Ehrenbergii Kl. Berl. Museum. Ehrenb. Mex." (=) “Platystachys Ehrenbergii Beer.". Das sagt eben nicht mehr aus, als dass die von Klotsch als Tillandsia Ehrenbergii bezeichnete Pflanze seiner Meinung nach eine Art der Gattung Platystachys ist. Es muss ausdrucklich betont
werden, dass Beer auch an dieser Stelle keine Beschreibung veroffentlicht, der Name deshalb ein “nomen nudum” bleibt; erst mit KOCH (1874) wird er gultig!
HEMSLEY (1884) stellt nun Platystachys ehrenbergii zur Gattung Tillandsia, was er zwar formal gultig durchfuhrt, die lateinische Endung -ii aber in -iana undert. Er bezieht sich nicht nur auf den Koch'schen Prolog, sondern zitiert auch dessen Belege, so dass an der Identitat seiner Neukombination kein Zweifel bestehen kann. Gemass S 32.b
des ICBN dndert diese falsche Schreibweise nichts an der Gultigkeit der Veroffentlichung! Der Name Tillandsia ehrenbergii (oder ehrenbergiana als orthographische Variante) ist also seit HEMSLEY (1884) endgultig vergeben.
Welche Pflanze wurde nun von Koch beschrieben und von Hemsley umkombiniert? Die Koch'sche Beschreibung lautet wie folgt:
“ 2. Platystachys Ehrenbergii C. Koch mscr.
Folia infera, cyathum formantia, ad inferiorem partem lato-linearia, laevia, sed sub lente lepidota, ad superiorem contra lanceolato-setacea, recurvata, subtus praeclare cano-lepidota. Spica composita: spiculis di distantibus. Flores rhachi paene adpressi, distantes. Bracteolae margine pellucidae, calyce diphyllo minores.
Species, ut videtur, alta. fortasse 2-3 pedalis. Folia infera 2-2½ pedes longa, supra basin ad medium 15 lineas lata, supera autem sensim attenuata, denique convoluta, in tota pagina inferiore clare cano-lepidota. Caulis rubescens, superne spicam compositam, pedalem, ad basin contra 6-8 pollices latam ferens. Flores 1½ -2 pollices longi.
Sepalum alterum malus, ad apicem bilobum alterum integrum. Bracteolae margine saepe glutinosae. Filamenta praeclare spiraliter contorta, antheras oblongas ferentia.
A mercatore Carolo Ehrenbergio in terris mexicanis, nec non in insula Indiae occidentalis Santa Thoma detecta et cum herbario hortoque regio Berolinensi, in cujus usum plantas collegit, collumicata."
Man kann unschwer erkennen, dass es sich bei der oben beschriebenen Pflanze nicht um unsere eingangs erwahnte Art handeln kann. Viel eher keimt der Verdacht auf Tillandsia utriculata L. , obwohl gegen diese Art “sepalum alterum majus, ad apicem bilobum", also verwachsene hintere Sepalen im heutigen Sprachgebrauch, spricht (vgl. auch GARDNER, 1983). SMITH & DOWNS (1977)fuhren Platystachys Ehrenbergii C. KOCH als Synonym zu T. utriculata (p. 971), aber gleichzeitig auch als Basionym von Tillandsia ehrenbergii (K. KOCH) KLOTZSCH ex MEZ in DC. Hier liegt klarerweise im zweiten Fall ein Irrtum vor. Halten wir nun zwischendurch fest: T. ehrenbergiana (K. KOCH) HEMSLEY (= Platystachys Ehrenbergii C. KOCH) ist nicht ident mit den Pflanzen, die heute allgemein unter diesem Namen gefuhrt werden (=T. ehrenbergii auct.), sondern durfte, vorsichtig ausgedruckt, in die Verwandschaft von T. utriculata gehoren. BAKER stellt Platystachys Ehrenbergii C. KOCH zuerst (1887) zu T. flexuosa
SWARTZ, spater (1889) zu T. utriculata. Die Uberstellung in die Gattung Tillandsia ist ihm offensichtlich, und das ist wesentlich fur das Verstandnis der nachfolgenden Irrtumer, entgangen.
Wie lautet aber nun der richtige Name fur Tillandsia ehrenbergii auct.? Baker (1889) beschrieb Tillandsia Ehrenbergiana KLOTZSCH ined. (nach S 32.5 ICBN eine orthographische Variante von “Ehrenbergii”) mit den Synonymen T. tortilis
BAKER 1887 und Platystachys Ehrenbergii BEER 1856. Er scheint seine gultig beschriebene Tillandsia tortilis, deren nomenklatorische Gultigkeit er eigenartiger Weise selbst bezweifelte, zugunsten von T. ehrenbergiana KLOTZSCH ex BAKER aufgegeben zu haben, ein Fehler in doppelter Hinsicht, da zum einen T. tortilis zwar als “nomen nudum" schon fruher vertiffentlicht worden war (“Klotzsch ex Beer", BEER, 1856; “Brongniart ex E. Morren", MORREN, 1878), vor BAKER (1887) aber nie gultig beschrieben wurde, zum anderen HEMSLEY (1884) schon eine gultige Namenskom-
bination “Tillandsia Ehrenbergiana" geschaffen hatte. Sein Synonym. “Platystachys Ehrenbergii” BEER bezieht sich auf den von BEER (1856, p. 264) zitierten und von Klotzsch autorisierten Beleg im Berliner Museum (B), von dem sich ubrigens auch ein Exemplar in BM befindet; “Ex Museo Botanico Berolinensi, Tillandsia Ehrenbergiana Kl., Mexico, C. Ehrenberg 860" und der T. ehrenbergii auct. darstellt. BAKER (1889) zitiert folgende Syntypen: Ehrenberg! Bourgeau 97! Parry & Palmer 872! Er hatte, wie aus der Einleitung des Buches hervorgeht, Herbarmaterial von B (Bot. Museum Berlin), BM (British Museum), K (Kew) und P (Paris) zur Bearbeitung vorliegen. Der Beleg aus
BM tragt nicht nur 2 Pflanzen “Ehrenberg 860", sondern auch 1 Pflanze Parry & Palmer 872 und ist von Baker handschriftlich als T. ehrenbergiana Klotzsch bezeichnet; alle drei genannten Pflanzen stellen T. ehrenbergii auct. dar! Der Beleg Bourgeau 97 wird von SMITH & DOWNS (19771 zu T. lepidosepala L. B. SMITH gestellt, einer Art, die zumindest nahe mit T. ehrenbergii auct. verwandt ist.
Zwei Jahre fruher hatte BAKER (1887), wie schon erwahnt, Tillandsia tortilis KLOTZSCH inedit. beschrieben und als “Synonyme" Platystachys tortilis BEER und Tillandsia tortilis E. MORREN in sched., in Wahrheit beides “nomina nuda", dazu
gestellt. Als Herbarbelege zitiert er folgende Syntypen; Bourgeau 97! Parry & Palmer 872! und Christy !
Die beiden zeitlich nahe aufeinander folgenden Beschreibungen von Baker zeigen 2 wichtige Fakten:
1) 1887 heisst es noch “stamens shorter than the petals", 1889 dagegen “petal-blades ... shorter than the stamens";
2) die zitierten Belege bleiben fast dieselben, nur der Beleg “Christy" wird gegen “Ehrenberg" ausgetauscht.
MEZ (1896, p.727; 1935, p. 495), SMITH (1935, 1938) und SMITH & DOWNS (1977) geben in der Folge alle als Merkmal an, dass die Kronblatter kurzer als die Staubblatter seien. GARDNER (1982) zeigt aber sehr plausibel, dass hier offenbar T. schiedeana STEUDEL irrtumlich in die Beschreibung von BAKER (1889) eingeflossen ist, und dieser Fehler von den spateren Autoren ubernommen wurde. Es liegt nahe anzunehmen, dass der ohne Nummer zitierte Beleg (BAKER, 1889) “Ehrenbergi" T. schiedeana darstellt und nicht mit “Ehrenberg 860" (B, BM) ident ist!
Gemeinsame Belege fur T. tortilis KLOTZSCH ex BAKER und T. ehrenbergiana KLOTZSCH ex BAKER bleiben Bourgeau 97 und Parry&Palmer 872. Da der erstere Beleg von SMITH & DOWNS (1977) zu T. lepidosepala gestellt wird, bleibt als authentisches Material fur T. ehrenbergii auct. nur noch Parry & Palmer 872.
Die Art, die heute allgemein als Tillandsia ehrenbergii (auct.) verstanden und von SMITH & DOWNS (1977) als solche gefuhrt wird (p. 1015), muss demnach heissen:
Tillandsia tortilis KLOTZSCH ex BAKER, J. Bot. (London) 25:237 (1887), non “Klotzsch ex Beer" 1856 (nomen!), non “Brongniart ex E. Morren" 1878 (nomen!). -
Platystachys tortile BEER, Bromel. 266 (1856), nomen. -
Platystachys ehrenbergii BEER, Bromel. 264 (1856), nomen. -
Tillandsia tortilis “Klotzsch ex Beer", Bromel. 266 (1856), (B, n.v.), nomen. -
Tillandsia ehrenbergii “Klotzsch ex Beer", Bromel. 264 (1856), B, n.v., Ehrenberg 860, BM! nomen.-
Tillandsia ehrenbergiana KLOTZSCH ex BAKER, Handb. Bromel. 169 (1889), pro parte (Parry &Palmer 872!). -
Tillandsia ehrenbergii MEZ in DC.. Monogr. Phan. 9:727 (1896), pro parte. -
LECTOTYPUS (hic designatus!): central Mexico chiefly in the region of San Luis Potosi, 22° N. Lat., Altitude 6000-8000 ft., leg. C. C. Parry & Ed. Palmer 872, 1878 (BM!).
Damit geht zwar ein gut eingeburgerter Name verloren, will man jedoch konsequent Taxonomie bzw. Nomenklatur betreiben, so ist diese Korrektur unvermeidbar. —SeeSmith & Downs 1977